Sendung: tagesthemen 16.03.2023, 22:15 Uhr

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Sendung: tagesthemen 16.03.2023, 22:15 Uhr

* Gong *

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (16.03.2023)

Heute im Studio: Ingo Zamperoni und Thorsten Schröder.

Guten Abend, ich begrüße Sie zu den tagesthemen.

Guten Abend.

Sie war im Ersten Weltkrieg

das Stahl gewordene Prinzip Brechstange:

Die deutsche Super-Kanone "Dicke Bertha".

Die hinterließ in Frankreich Spuren.

Man nennt dort einen bestimmten Verfassungs-Artikel "Dicke Bertha".

Der ermöglicht es der französischen Regierung,

Gesetze notfalls am Parlament vorbei durchzuboxen.

Prinzip Brechstange.

Ein solches hat Präsident Macron heute anwenden lassen,

um seine Rentenreform zu retten.

Eigentlich wollte er das vermeiden.

Das Parlament sollte entscheiden

über die Anhebung des Rentenalters von 62 auf 64 Jahre.

Das schien ihm dann zu riskant.

Doch der Griff zu diesem Machtmittel ist es ebenfalls.

Über den heutigen Eklat: Friederike Hofmann.

Ihre Wut hat sie spontan auf die Straßen getrieben.

In vielen Städten in Frankreich, wie hier in Paris,

demonstrierten Tausende gegen die Entscheidung der Regierung.

Blockiert das Land, rufen sie.

Wir sind total geschockt. Es ist antidemokratisch.

Seit Wochen protestieren wir, um diese Reform zu verhindern.

Das ist wie eine schallende Ohrfeige für uns.

Die Erhöhung des Rentenalters auf 64 Jahre: für alle hier unvorstellbar.

Wie die Regierung das durchsetzt - ein Affront.

Sie haben all ihre Glaubwürdigkeit verspielt.

Das ist der Sargnagel für die Legitimität der Regierung.

Showdown für die Rentenreform in der Nationalversammlung.

Mit Buhrufen und der Nationalhymne protestieren viele Abgeordnete.

Aus Sorge, keine Mehrheit für die Reform zu bekommen,

setzt die Regierung die politische Brechstange an.

Ich habe keine Lust, auf das Verhalten derer einzugehen,

die alles dafür getan haben, eine Debatte zu verhindern.

Eine Rede, die vielen hier wie ein Schlag ins Gesicht erscheint.

Die Regierung drückt die Reform

mithilfe eines berüchtigten Verfassungsartikels durch.

Am Parlament vorbei - ohne Abstimmung.

Wir können nicht das Risiko auf uns nehmen,

dass der Kompromiss abgelehnt wird, den die Kammern ausgearbeitet haben.

Wir können die Rentenreform nicht aufs Spiel setzen.

Präsident Macron - stark angeschlagen.

Seinem Vorhaben, das Renteneintrittsalter zu erhöhen,

ist er heute einen Schritt näher gerückt, zu einem hohen Preis.

Eine so umstrittene Reform ohne Legitimation durch das Parlament:

Die Opposition kündigt Widerstand an.

Wir werden ein Misstrauensvotum stellen.

Man muss dieser Regierung das Misstrauen aussprechen.

Die Proteste gehen in die nächste Runde.

Die Gewerkschaften haben zu Streiks und Demonstrationen aufgerufen.

Die Wut wächst.

In Paris kam es am Abend zu Ausschreitungen.

Sabine Rau in Paris.

Am Abend gab es heftige Proteste und eine aufgeladene Stimmung

gegen die Rentenreform.

Wer profitiert von dieser Eskalation?

Le Pen hat ein Misstrauensvotum angekündigt.

Fraglich, ob sie dafür die Stimmen bekommt.

Aber sie hat das Heft des Handelns in der Hand.

Sie kann sich als Verteidigerin der Demokratie präsentieren.

Wenn es zum Schwur kommt, müssen die anderen Parteien Farbe bekennen,

ob sie mit ihr stimmen.

Bisher war das verpönt.

Es könnte einen über die Fraktionen hinausgehenden Antrag geben.

Ohne Le Pen funktioniert das nicht.

Wie politisch beschädigt ist Präsident Macron nach diesem Tag?

Er ist sehr beschädigt.

Es ist seine größte politische Niederlage.

Er wollte es zur Abstimmung kommen lassen.

Doch hat er die nötigen Stimmen nicht gefunden.

Er ist beschädigt.

Wenn man in Paris auf die Straßen schaut,

da brennen die Barrikaden.

Die Polizei hat den Platz geräumt.

Der Kampf auf der Straße ist noch nicht beendet.

Die Frage ist, ob der Präsident die Reformpolitik fortsetzen kann.

Danke für die Informationen.

Es ist kein normaler Besuch,

wenn ein israelischer Regierungschef nach Deutschland reist.

Premier Netanyahu und Kanzler Scholz gedachten der Opfer des Holocausts,

beim Besuch des Mahnmals Gleis 17 in Berlin.

Von dort wurden Tausende Jüdinnen und Juden

in die Züge Richtung Konzentrationslager gepfercht.

Diesmal fand der Besuch vor dem Hintergrund massiver Proteste

gegen Netanyahus Justizreform statt.

In ihr sehen Kritiker das Ende der Demokratie Israels.

Über den schmalen Grat zwischen Kritik und Partnerschaft:

Nicole Kohnert und Sophie von der Tann.

Er beginnt still und leise:

Der Besuch des israelischen Ministerpräsidenten Netanyahu

am Gleis 17 in Berlin-Grunewald.

Von diesem Gleis aus wurden 10.000 Juden in KZ deportiert

und größtenteils ermordet.

Die Schrecken des Holocaust wollen Israel und Deutschland nie vergessen.

Wir haben gelernt, dass wir die Fähigkeit haben müssen,

uns gegen jede Bedrohung zu verteidigen.

Aber wir begrüßen auch die Freundschaft derer,

die unsere Sorgen und Werte teilen.

Wir werden unserer Verantwortung gerecht werden,

das jüdische Leben in Deutschland schützen.

Ab dann beginnt der Spagat für den Kanzler:

Zwischen Gedenken und die richtigen Worten finden

für die politische, angespannte Situation in Israel.

In der Kritik steht eine von Netanyahu geplante Justizreform.

Ein Ende der israelischen Demokratie wird befürchtet.

Der Zentralrat der Juden hofft auf deutliche Ansagen des Kanzlers.

Man muss das klar kritisieren.

Eine Verfassungsänderung hebelt die Gewaltenteilung aus

zwischen Parlament und Recht.

Sie ist nicht mit demokratischen Grundsätzen vereinbar.

Zur gleichen Zeit in Tel Aviv.

Ayelet Eisen wartet auf Kollegen,

die wie sie für Hightech-Unternehmen arbeiten.

Gemeinsam wollen sie zur Demo.

Sie hoffen, dass ihre Stimme gehört wird.

Deutschland weiß sehr gut,

was es bedeutet, wenn die Demokratie abgeschafft wird.

Wir wollen so eine Situation in Israel nicht erleben.

Kanzler Scholz muss Netanyahu sagen,

dass Deutschland nur ein demokratisches Israel unterstützt.

Ayelet Eisen ist überzeugt:

Ohne Demokratie kein Hightech – der Motor der Wirtschaft Israels.

Mit Zehntausenden protestieren sie gegen die Justizreformen.

Die Regierung will mehr Einfluss auf die Ernennung von Richtern.

Das Parlament soll Entscheidungen des Obersten Gerichts

künftig überstimmen können.

Zurück in Berlin.

Auch hier Proteste gegen Netanyahus Politik.

Auch hier ist die Erwartung an den Kanzler groß.

Der formuliert seine Kritik an Israel so:

Als demokratische Wertepartner und Freunde Israels

verfolgen wir diese Debatte sehr aufmerksam und mit großer Sorge.

Das will ich nicht verhehlen.

Die Unabhängigkeit der Justiz ist ein großes demokratisches Gut.

Darin sind wir uns einig.

Diese Sorgen wischt Netanyahu weg.

Kritik an seiner Justizreform nennt er absurd.

Die Anschuldigung, dass wir einen Bruch mit der Demokratie eingehen,

stimmt nicht.

Israel wird eine liberale Demokratie bleiben.

Die Demokratie ist stark und lebendig.

Wir werden keinen Zentimeter davon abweichen.

Bei der Demonstration in Berlin macht sich Enttäuschung breit.

Ich hätte es gerne gesehen,

dass mehr Druck gemacht wird, dass er die Reformen nicht umsetzt.

Ich mache mir Sorgen um unsere Enkel und ihre Zukunft.

Aus Berlin reist Netanyahu früher zurück als geplant –

auch wegen der Proteste im eigenen Land.

In Frankfurt am Main begrüße ich den gebürtigen Israeli Meron Mendel.

Er ist Professor für transnationale soziale Arbeit

und Direktor der Bildungsstätte Anne Frank.

Guten Abend, Herr Mendel.

Der Spagat für Kanzler Scholz war, seinen Gast nicht vorzuführen,

aber die Sorgen über die Justizreform anzusprechen.

Ist ihm dieser Spagat gelungen?

Der Spagat kann nicht gelingen.

Es gibt einen Grundfehler.

Netanyahu hätte nicht nach Berlin eingeladen werden dürfen.

Netanyahu bemüht sich um eine Einladung nach Washington.

Die amerikanische Regierung hat das abgelehnt, aus gutem Grund.

Es wäre vernünftig gewesen,

hätte die deutsche Regierung die gleiche Haltung aufrechterhalten.

Deutschland ist einer der engsten Partner Israels.

Wäre das nicht seltsam,

wenn der israelische Regierungschef nicht zu Besuch kommen könnte?

Die USA ist der beste Freund von Israel.

Der zweitbeste Freund ist Deutschland.

Das spricht dafür, diese Linie aufrechtzuerhalten.

Hier sprechen wir nicht

von Freundschaft zwischen beiden Regierungen.

Sondern von Freundschaft zwischen Gesellschaften.

Die Gesellschaften sind durch Werte verbunden.

Die Werte der Regierung Netanyahu

sind anders als die Werte der deutschen Gesellschaft.

In der Regierung sind Rechtsextremisten

und religiöse Fanatiker.

Der Ministerpräsident steht vor Gericht

wegen schwerwiegender Korruptionsvorwürfe.

Die Einladung war ein gravierender Fehler.

Weil es aussehen könnte

wie eine Anerkennung der Positionen Netanyahus.

Der israelische Bestseller-Autor Harari nennt den Plan der Regierung

einen Staatsstreich von oben.

Übertreibt er oder teilen Sie seine Sorgen?

Das ist eine genaue Beschreibung dessen, was wir jetzt erleben.

Wir erleben den ersten Schritt des Staatsstreichs.

Das Gegengewicht zur Regierung ist das Oberste Gericht.

Das wird praktisch entmachtet.

In Israel gibt es keine Verfassung, keine zwei Kammern.

Das oberste Gericht ist das einzige Gegengewicht zur Regierung.

Wenn Netanyahu das Oberste Gericht entmachtet,

dann ist seine Macht unbegrenzt.

Der nächste Schritt wäre,

die arabischen Parteien von der Wahl auszuschließen.

Damit würde Netanyahu seine Macht sichern.

Auch Israels Staatspräsident Herzog kritisiert die Justizreform

und hat einen Kompromissvorschlag gemacht.

Offenbar ist diese Regierung aber zu keinem Kompromiss bereit?

Die Regierung ist nicht zu Kompromissen bereit.

Jeder Kompromiss wird den Plan vereiteln.

Das Ziel ist klar:

Die Regierung mit Rechtsextremen will die Justiz politisieren.

Sie will die Justiz unter die Regierung stellen.

Damit wird die Demokratie außer Kraft gesetzt.

Halten Sie für realistisch, dass das durchgezogen wird?

Israel gilt als die einzige wahre Demokratie im Nahen Osten.

Deshalb gehen so viele Menschen in Israel auf die Straße.

Das ist die Vielfalt der israelischen Gesellschaft.

Das sind Vertreter aus allen Bereichen.

Es gibt in Israel keinen ernstzunehmenden Intellektuellen,

der sagt, das sei nur eine Justizreform.

Alle sagen einstimmig,

es gehe um einen Umbau des Systems, einen Staatsstreich.

Seit Wochen demonstrieren Hunderttausend auf den Straßen.

Was wird passieren, wenn die Regierung ihren Plan durchsetzt?

Das ist ein Schicksalsmoment für Israel.

Scholz sagt, Israels Sicherheit sei Staatsräson.

Die Gefährdung für Israel ist hausgemacht.

Netanyahu will seinen Plan durchsetzen.

Das wird einen Bürgerkrieg in Israel bedeuten.

Es wird einen Krieg geben zwischen denen,

die eine Autokratie wollen

und denen, die einen Fortbestand der Demokratie wollen.

Als Bundeskanzler hätte man, wenn man es ernst meint,

in diesem Moment klare Worte finden müssen.

Diese Worte habe ich vermisst.

Das sagt der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank,

Herrn Mendel.

Zum Besuch Netanyahus hat der Leiter unseres ARD-Studios in Tel Aviv,

Christian Limpert, folgende Meinung.

Seit Anfang 2023 berichten mein Team und ich über Zehntausende,

die in Israel gegen die Justizreform protestieren.

"Ihr in Deutschland, wie seht ihr das?"

Das fragen uns viele von ihnen.

"Warum sagt ihr nichts?

Ihr wisst doch am besten,

wie sich Demokratie selbst abschaffen kann."

Viele hofften auf ein mutiges, klares Wort des Bundeskanzlers -

und wurden enttäuscht.

Er verfolge die Debatte in Israel mit Sorge, sagt Scholz: zu wenig.

Kritik an Israel bleibt ein diplomatischer Spagat.

Die deutsche Verantwortung für Israel steht außer Frage.

Aber Verantwortung heißt auch: hinschauen.

Für Kritik hätte Scholz Rückenwind:

Vom Staatspräsidenten Israels, von der Opposition, Unternehmen,

von Holocaust-Überlebenden, Reservisten.

Der Zentralrat der Juden hat klargemacht,

dass die Reform mit demokratischen Grundsätzen nicht vereinbar ist.

Klar, auch harte Kritik wäre an Netanyahu abgeprallt.

So konnte er erneut behaupten, die Reform sei nicht so schlimm.

Israel bleibe liberal.

Es geht darum, dass eine israelische Regierung

sich über das Oberste Gericht hinwegsetzen kann.

Gestern legte der Staatspräsident einen Kompromiss vor.

Die teils streng religiöse und rechtsextreme Koalition

hat den Kompromiss sofort abgelehnt.

Demokratie ist immer Kompromiss.

Der Kanzler spricht heute von gemeinsamen Werten.

Er sagt nicht,

dass Teile von Netanyahus Regierung diese Werte nicht mehr teilen.

Ohne Druck von außen wird Netanyahu die Reform durchsetzen.

Israel steht vor einer Verfassungskrise.

Hunderttausende werden weiter demonstrieren,

dafür, dass Israel eine Demokratie bleibt.

Der Kanzler hat sie nicht gestärkt.

Die Meinung von Christian Limpert.

Intensive Auseinandersetzung mit der deutschen Sprache

hätte er begrüßt.

Doch hätte Thomas Mann die Leidenschaft akzeptiert,

mit der über gendergerechte Sprache diskutiert wird?

Das sei mal dahingestellt.

Als belegt gilt laut Umfragen,

dass jüngere Menschen das Gender-Sternchen eher befürworten.

Ältere lehnen es mehrheitlich eher ab.

Gesprochene Sprache ist das eine.

Wie sieht es mit der Orthographie beim Gendern aus?

Gelten künftig beim Rechtschreiben, etwa in Behörden oder Schulen,

auch Sternchen, Doppelpunkt oder Striche?

Das wird derzeit beraten - Einzelheiten von Julia Henninger.

Schüler*innen - so sollen alle Geschlechter mit einbezogen werden.

Im Schriftlichen mit Unterstrich, Doppelpunkt oder Stern.

Für Behörden wie Schulen gilt, was im amtlichen Regelwerk steht.

Da werden die Zeichen bislang nicht erwähnt.

Für die Gegner ist daher klar:

Die Zeichen im geschriebenen Wort: ein Fehler.

Die anderen sagen: kein Fehler.

In den Schulen in Baden-Württemberg liegt das im Ermessen der Lehrkraft.

Der Abiturjahrgang in der Heidehofschule in Stuttgart.

Deutsch-LK.

Das kommt auf den Lehrer an.

Wenn man Zeit mit der Lehrkraft verbringt,

weiß man schon, ob sie fürs Gendern sind oder nicht.

Im Schriftlichen hab ich das noch nie angewendet in meinen Texten.

In der Schule also ein ständiges Abwägen.

Und auch im Alltag.

Ich hab angefangen, dass ich aufmerksam werde,

wenn es Influencer nicht machen.

Es fällt mir nicht auf, wenn's Influencer machen,

aber, wenn sie es nicht machen.

In der Schule wird's häufiger angesprochen.

In den Kreisen, in denen ich mich bewege,

höre ich kein positives Feedback über Gendern.

Ich finde das schön, das in der Schule zu besprechen.

So kommt erst ein Licht auf das Thema.

Zeitgleich in Mannheim: Jahrestagung der Sprachforscher Deutschlands.

Gendern ist auch hier ein Thema.

Vor allem bei den Mitglieder des Rats für deutsche Rechtschreibung.

Die überarbeiten gerade das amtliche Regelwerk.

Diskutieren intensiv über Sternchen, Doppelpunkt und Unterstrich.

Sternchen oder die anderen Zeichen sollten nicht vorgeschrieben werden,

aber man sollte sie tolerieren, wenn jemand sie einsetzt.

Ende des Jahres werden sie ihr Ergebnis vorlegen.

Für den Vorsitzenden scheint aber schon klar:

Im Regelwerk, das für Schule, Verwaltung und Rechtspflege gilt,

bleibt es bei den bisherigen Regelungen:

Nicht die Aufnahme von Stern, Doppelpunkt, Unterstrich

in die Wörter hinein.

Weil damit sind Verständlichkeit, Eindeutigkeit, Rechtssicherheit

und Übersetzbarkeit gefährdet.

Erstaunlich eindeutig schon jetzt.

Sie werden wohl nicht

Teil des aktualisierten amtlichen Regelwerks sein.

Weitere Nachrichten mit Thorsten.

Die beginnen mit militärischer Unterstützung für die Ukraine.

Mehr als ein Jahr nach der russischen Invasion in der Ukraine

wird Polen als erstes Land Kampfjets an Kiew liefern.

Zunächst würden vier MiG-29 aus sowjetischer Produktion übergeben,

so Polens Präsident Duda.

Sein Land verfüge über etwa ein Dutzend dieser Jets.

Sie seien Anfang der 1990er aus DDR-Beständen übernommen worden.

Unklar ist, ob Deutschland die Weitergabe genehmigen muss.

Zwei Tage nach dem Absturz einer US-Drohne über dem Schwarzen Meer

hat das Pentagon ein Video des Vorfalls veröffentlicht.

Es soll die Vorwürfe gegen Russland untermauern.

Das Video soll zeigen,

wie russische Jets sich nähern und Treibstoff ablassen:

Wohl, um die Kameras zu vernebeln.

Eine Kollision sieht man nicht, aber den beschädigten Propeller.

Im Kampf gegen die Inflation erhöht die EZB den Leitzins:

Um einen halben Punkt auf 3,5 Prozent.

Es ist die sechste Anhebung in Folge.

Der Kollaps mehrerer US-Banken und die Turbulenzen um die Credit Suisse

hatten Erinnerungen an die Finanzkrise 2008 geweckt.

Mehr dazu von Anja Kohl aus der Frankfurter Börse.

Die EZB hält Kurs.

Ein Signal an die Märkte,

dass die Bekämpfung der Inflation weiterhin Vorrang hat.

Die Zentralbank reagiert auf die Sorge, dass Bankkunden im Euroraum

Vertrauen verlieren und Gelder abheben könnten.

Für diesen Notfall verweist die EZB auf einen Schutzmechanismus,

den sie vorsorglich vor Monaten geschaffen hatte.

So könnten Banken mit Liquiditätsnöten Gelder erhalten,

für die die EZB die Anleihen einzelner Staaten abnimmt.

Dies trug zur Beruhigung der Anleger bei.

In den nächsten Monaten steckt die EZB in der Zwickmühle,

zwischen Finanzstabilität und Preisstabilität abwägen zu müssen.

Die Banken stabilisieren und zugleich die Inflation bekämpfen,

ohne den Bogen zu überspannen.

Gianni Infantino bleibt Präsident des Weltfußballverbandes FIFA.

Der Schweizer wurde beim FIFA-Kongress in Ruanda

per Applaus in seinem Amt bestätigt - ohne deutsche Unterstützung.

Der DFB und die Verbände Schwedens und Norwegen hatten angekündigt,

Infantino ihre Zustimmung zu verweigern.

In Europa ist er umstritten wegen mehrerer Affären.

Gegenkandidaten gab es nicht.

Die Grünen-Politikerin Antje Vollmer

ist im Alter von 79 Jahren gestorben.

Sie gehörte zur ersten Grünen-Fraktion im Bundestag

und wurde später Vizepräsidentin des Parlaments.

Die Neue nimmt Platz.

Antje Vollmer, 1994 die erste Grüne als Vizepräsidentin des Bundestages,

gewählt u.a. mit den Stimmen der CDU.

Sie ist eine der prominentesten Politikerinnen der Grünen.

Ihre Heimat ist Ostwestfalen. 1943 in Lübbecke geboren.

Sie studiert Theologie und promoviert,

doch ihre Leidenschaft wird die Politik.

1983 zieht sie mit den Grünen in den Bundestag ein.

Es ging uns um alles.

Es ging uns um Beendigung der Nachrüstung,

es ging uns um endlich Gleichberechtigung der Frauen.

Wahrnehmung von Minderheiten, die Rettung der Natur.

Vieles wurde erreicht,

aber die Entwicklung ihrer Partei sieht sie kritisch.

Die Waffenlieferungen an die Ukraine lehnt sie ab

und unterzeichnet den Aufruf von Schwarzer und Wagenknecht.

Eine Pazifistin, die vor einem Monat schrieb:

"Wer die Welt wirklich retten will,

muss den Hass und den Krieg gründlich verlernen."

Es ist noch nicht so weit, dass man selbst Hand anlegen muss.

Aber in manch ländlicher Region ist man auf bestem Weg zur Lücke.

Wenn Zahnärzte in Rente gehen, folgen zu wenige nach,

um eine Versorgung für alle sicherzustellen.

In Brandenburg füllt eine diese Versorgungslöcher

und engagiert sich besonders.

Robert Holm und Andreas König waren mittendrin in Templin.

Sie begleiteten eine Zahnärztin, die zu den Patienten kommt,

damit die auch morgen noch kraftvoll zubeißen können.

3-3 ist da, 3-4 ist da.

3-5 ist abgebrochen.

Eine Erstuntersuchung.

Die Patientin kennt Zahnärztin Kerstin Finger noch nicht.

Das ist nicht ihre Praxis - es ist ein Zimmer im Seniorenheim.

Die abgebrochenen Zähne könnten bleiben,

wenn sie keine Beschwerden machen.

Ansonsten rufen Sie mich, dann nehmen wir sie raus.

Kerstin Finger wird oft gerufen.

Viele Patienten wohnen auf dem Dorf.

Is ook nich schlecht.

Aufm Dorf wohnt sich det schön.

Ich finde es auch schöner hier als in der Großstadt.

Die nächste Großstadt ist in der Uckermark

über eine Autostunde entfernt.

Ohne Auto geht hier nichts.

Zur Arbeit, zum Einkaufen, und eben - zum Arzt.

Wir hatten in Lychen drei Zahnärzte, jetzt sind es zwei.

Wir hatten in Mülmersdorf eine Praxis, die ist geschlossen.

Die Wege werden länger.

Das ist besonders für Ältere schlimm,

denn die kommen oft kaum weg aus ihren Dörfern.

Geht's gut bei euch?

Mir geht es gar nicht gut.

Die Nacht war wieder schlecht.

Ich komm demnächst mal. Jut. Schöne Grüße.

Früher kam dieser Mann in die Praxis nach Templin.

Heute schafft er die 20 Kilometer nicht mehr allein.

Diese Menschen sind mir ans Herz gewachsen.

Das sind engere Beziehungen als es vielleicht normal ist.

5000 Hausbesuche habe sie in den letzten 13 Jahren gemacht,

schätzt sie.

Diese Frau ist 94 Jahre alt - ihre Zahnprothese war kaputt.

Jetzt ist sie repariert und wird ausprobiert.

Soll ich helfen?

Ich muss mal drücken.

Klack.

Nu krieg ich es nich wieder raus.

Wetten, dass?

Probieren Sie mal.

Machen Sie mal ganz fest zu.

Wir müssen noch mal zurück.

Zurück! Fest zubeißen!

Vorwärts, Kameraden, wir müssen zurück!

Es dauert.

In diesem Tempo schafft Kerstin Finger

weniger Patienten als in ihrer Praxis.

Dazu die langen Fahrzeiten.

Wirtschaftlich sei das nicht, sagt sie,

obwohl sie von den Kassen etwas mehr Geld dafür bekommt.

Doch sie sieht ihre Arbeit als Dienst für die Gemeinschaft,

gerade in der Uckermark, wo junge Ärzte fehlen.

Bei den jungen Leute hat das Land kein gutes Image.

Da streben die allermeisten in die Städte und nicht aufs Land.

Das könnte man beheben mit einer Verpflichtung:

Nach dem Studium dahin zu gehen, wo der erhöhte Bedarf ist.

Guten Morgen.

Dustin Schulz kann sich immer schlechter bewegen.

Wegen einer Krankheit bauen seine Muskeln ab.

Beim Zahnarzt im Nachbarort

war er das letzte Mal vor der Pandemie.

Schon damals war es kompliziert.

Ins Auto rinjesetzt, in eenen Rollstuhl, den andern.

Denn die fünf Stufen mit ihm hochgestuckert.

Denn die Prozedur zurück, wir waren den halben Tag unterwegs.

So, ganz weit auf ...

Heute wird gebohrt. Dustin kriegt zwei Füllungen.

Tut weh, ne?

Schaffste noch einmal? Dann bin ich fertig.

Gleich geschafft!

Unangenehm für Dustin - aber wichtig.

Kerstin Finger beseitigt Karies und entfernt Zahnstein.

Mehr kann man sich nicht wünschen.

Mehr kann ich den Hut nicht ziehen vor die junge Frau hier.

Kerstin Finger ist 63.

Fünf Jahre will sie noch machen - Nachfolge ist nicht in Sicht.

Ohne Nachfolge: keine Versorgung.

Sie haben schon eingeschränkten Zugang zu medizinischer Versorgung.

Und ich sehe keine Verbesserung am Horizont.

Das ärgert sie.

Die Leidtragenden sind die Menschen auf dem Land.

Ihre Patienten.

Als Meister seines Fachs wird der bezeichnet,

der es in besonderem Maße beherrscht.

Das gilt für den Maler, den Konditor -

und auch für einen Dieb.

Doch selbst der Beste wird wohl einmal scheitern.

Dann zeigt sich womöglich sein wahres Können.

Im Film "Inside" wird der Mann, der Kunstwerke stehlen will,

selbst zum Künstler - zum Überlebenskünstler.

Wie fesselnd es ist, ihm zuzusehen, weiß Klaus Lesche.

Alles exakt geplant, alles logistisch durchgetaktet.

Eine Kunsträuber-Gang hackt sich ins Sicherheitssystem

dieses Luxus-Penthouse ein.

7 Minuten soll der Diebstahl dreier Bilder von Egon Schiele dauern.

Dann geht etwas schief. Das System schlägt zurück.

Was passiert hier?

Der gestörte Computer sperrt Wohnungstür, Wasser und Strom,

fährt die Temperatur rauf und runter.

Das Apartment mag nicht einbruchssicher sein,

aber ausbruchssicher.

Der Dieb Nemo sitzt fest.

Nummer drei, bitte kommen.

Niemand kommt.

Der Wohnungsbesitzer reist gerade durchs ferne Kasachstan.

Nemo bleiben das Trinkwasser aus dem Pool, rohe Aquarienfische

und Reste aus dem Kühlschrank.

Inmitten von obszönem Luxus ringt er ums Überleben.

Das Reinigungspersonal bemerkt ihn nicht.

Hilf mir! Hol mich hier raus!

Regisseur Katsoupis lässt Nemo Möbel aufeinandertürmen.

So hofft der Dieb, das Oberlicht zu erreichen.

Sein Fluchtversuch wirkt wie eine gewaltige,

verzweifelte Kunstinstallation.

Besser als das meiste,

das der Wohnungsbesitzer in Galerien zusammengekauft hat.

Nemo ist kein Künstler, hat aber ein Verhältnis zur Kunst.

Wenn er hier selbst Kunst schafft,

hat das auch mit überleben wollen zu tun.

Vermutlich wird jeder Smarthome-Ingenieur einwenden,

dass Eindringling Nemo sehr rasch gemeldet und dann festgenommen würde.

Doch lässt man sich auf die Versuchsanordnung des Films ein,

funktioniert Inside als kluge, böse Parabel.

Auf eine Zivilisation, die sich durch Überdigitalisierung entmündigt

und zur bedrohlichen Hightech-Wildnis wird.

Dafoe spielt so intensiv,

dass die Spannungskurve dieses Ein-Personen-Films nie abfällt.

Keiner hier außer wir, Täubchen.

Dafoes Nemo ähnelt einer berühmten Figur

seines Namensvetters Daniel Defoe: Robinson Crusoe.

Beide stranden auf einer Insel.

Die eine liegt in der Südsee, die andere in Manhattan.

Von Manhattan nach Deutschland und zu unserem Wetter.

Thomas, wie sind die Aussichten?

Die sind frühlingshaft.

In der Natur gibt es im Frühling Zeigerpflanzen,

etwa die Forsythien.

Die zeigen, dass der Frühling angebrochen ist.

Hier haben die Wetterbeobachter schon Forsythien-Blüte gemeldet.

Hier gibt es auf der Karte Lücken.

35 Prozent der Melder habe den Frühling erst gemeldet.

Zum Frühling gehört auch Sonnenschein.

Morgen haben wir viel im Angebot im Süden.

Richtung Nordwesten wird es weniger.

Übermorgen sieht es noch grauer aus.

Vor allem im Süden gibt es Sonne.

Was können wir in den nächsten Stunden erwarten?

Schleierwolken in der Nacht.

Im Süden gibt es klaren Himmel.

Das Wolkenbild wird morgen Nachmittag immer grauer.

Von Nordwesten breiten sich Tropfen aus.

Das sind die Temperaturen der Nacht.

Am Nachmittag können wir den Frühling fühlen.

An den Küsten ist es kühl.

Die weiteren Aussichten:

Am Wochenende wird es wechselhaft.

Und es wird wieder kühler.

Vielen Dank für diese Aussichten.

So viel von uns für heute.

Hier im Ersten macht jetzt Dieter Nuhr weiter.

Um 0.20 Uhr folgt dann die nächste tagesschau.

Wir sehen uns morgen Abend wieder.

Tschüss, und bleiben Sie zuversichtlich!

Copyright Untertitel: NDR 2023

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den Tagesthemen.

Heute im Studio Ingo Zamperoni und Torsten Schröder.

Guten Abend, ich begrüße Sie zu den Tagesthemen.

Schönen guten Abend, auch von mir.

Sie war im Ersten Weltkrieg das stahlgewordene Prinzip Brechstange, die deutsche Superkanone mit dem Spitznamen Dicke Bertha.

Die in Frankreich solche Spuren hinterließ, dass man dort einen bestimmten Verfassungsartikel Dicke Bertha nennt, der es der französischen Regierung ermöglicht, umstrittene Gesetze notfalls auch am Parlament vorbei durchzuboxen.

Prinzip Brechstange eben.

Ein solches hat Präsident Emmanuel Macron heute anwenden lassen, um seine kontroverse Rentenreform zu retten.

Eigentlich wollte er das vermeiden und die Anhebung des Renteneintrittsalters von 62 auf 64 Jahre vom Parlament entscheiden lassen.

Das schien ihm dann offenbar aber doch zu riskant.

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