Also mein Lieblingsobjekt im Museum ist die Abundantia Pomona vom deutschen Barockbildhauer Leonhard Kern.
Das ist die antike Fruchtbarkeitsgöttin. Das Ganze ist aus einem Walrosszahn geschnitzt. Mein Lieblingsobjekt ist es deshalb, weil es so sonderbar skurril ist.
Das ist schon etwas Besonderes, dass man das Objekt nehmen kann und aus der Vitrine heben, auch ohne Vitrinenglas von allen Seiten mal anschauen kann.
Da lernt man das Objekt schon viel näher und besser kennen. Man kann eine fast persönliche Beziehung zu so einem Objekt entwickeln. Das ist ganz wichtig.
Im Grunde genommen sind diese Kleinskulpturen – sei es aus Elfenbein, sei es aus Bronze – auch genau für so etwas gemacht:
Für die Sammler, die natürlich privilegiert waren und die Objekte auch tatsächlich in die Hand nehmen konnten und aus der Nähe anschauen und vor sich drehen, diese fein geschnitzten kleinen Details auch ganz intensiv genießen konnten, viel mehr als selbst wir Museumsleute.
Also ich bin Konrad Schlegel. Ich bin in der Kunstkammer Kurator für Skulptur und Plastik ab der Renaissance, und darin ist mein Spezialgebiet die Elfenbeinschnitzkunst.
Wir haben in unserer Sammlung rund 1000 Objekte aus Elfenbein. Etwa 250 davon sind ausgestellt.
Das sind deshalb so viele, weil das kaiserliche Wien in der Barockzeit das wichtigste oder eines der wichtigsten Zentren künstlerischer Elfenbeinverarbeitung in Europa war.
Die Abundantia Pomona ist nicht nur innerhalb der Kunstkammer, sondern überhaupt im Kunsthistorischen Museum eines der skurillsten, bizarrsten Objekte, das wir haben.