Sendung: tagesthemen 15.03.2023, 22:15 Uhr

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Sendung: tagesthemen 15.03.2023, 22:15 Uhr

* Gong *

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Herzlich willkommen zur Live- Untertitelung des NDR (15.03.2023)

Heute im Studio: Ingo Zamperoni und Susanne Daubner

Guten Abend, willkommen zu den tagesthemen.

Fangen wir mit einer guten Nachricht an.

Die kommt vom Bundesumweltamt.

Das berichtet: Deutschland hat sein Klimaziel für 2022 geschafft.

Deutschland hat weniger Treibhausgase ausgestoßen als 2021.

Ein Rückgang von 1,9 %, aber immerhin.

Könnte man meinen.

Bei genauerer Betrachtung löst sich jede Euphorie auf.

Zu verdanken haben wir das einem Rückgang der Produktion.

Der Sektor, bei dem wir den direktesten Hebel haben,

beim Verkehr, bei Gebäuden, beim Heizen:

Da wurden Klimaziele verfehlt.

Dort wird zu viel CO2 ausgestoßen.

Das ist ein Hauptgrund,

warum Habeck das Aus für neue Öl- und Gas-Heizungen ab 2024 plant.

Doch ist das möglich?

Was kommt auf die Verbraucher zu, die mit Öl oder Gas heizen?

Nicole Kohnert.

Thomas Toedter aus Hannover macht sich Sorgen um seine Heizung.

Noch funktioniert sie, aber was, wenn sie kaputtgeht?

Um mit einer Wärmepumpe heizen zu können,

müsste der 60er-Jahre-Bau komplett saniert werden.

Die Heizkörper müssen auf moderne Plattenheizkörper umgebaut werden.

Dass wir 'ne Effizienz bekommen.

Es muss das Dach gedämmt werden.

Die Fenster müssen neu und fachgerecht eingebaut sein.

Es muss eine Fußbodenheizung rein.

Die Summen beziffern wir mit 200.000 Euro.

Geld, das er als Rentner nicht hat und nicht als Kredit aufnehmen kann.

Die Unsicherheit ist groß.

Grund ist ein Entwurf zur Energieeffizienz

des Wirtschafts- und Bauministeriums.

Ab 2024 soll jede neue Heizung

zu 65 % mit erneuerbaren Energien betrieben werden.

Heißt: Pure Gas- und Ölheizungen sollen nicht mehr eingebaut werden.

Ausnahmen und Härtefälle werden diskutiert,

auch heute im Bundestag.

Eine Wärmewende darf nicht zu Lasten der Mieter gehen.

Wer sich entscheidet, eine neue Heizungsform zu installieren,

sollte dafür vom Staat unterstützt werden.

Bauministerin Geywitz versucht, die Debatte einzufangen

und bespricht Ausnahmen.

Wir wollen keine reinen Gas- und Ölheizungen,

es wird hybride Lösungen geben.

Darüber, wie diese aussehen könnten, rätseln viele

und rufen dann bei ihm an: Heizungsbauer Kurze aus Stendal.

Die Leute haben regelrecht Angst,

dass ihnen das Heizen mit fossilen Brennstoffen verboten wird.

Wir haben Kunden mit Geräten, die zehn Jahre alt sind.

Wenn eine Reparatur ansteht, sagen sie:

Das Gerät läuft noch, aber eigentlich will ich jetzt wechseln.

Die Reparatur von bestehenden Heizungen ist nach wie vor erlaubt,

so der derzeitige Entwurf.

Wer sich eine Umrüstung nicht leisten kann, solle Hilfe bekommen,

verspricht der Wirtschaftsminister.

Die soziale Frage können und müssen wir abfedern.

Dass also durch den Austausch, wenn ein Gaskessel kaputt ist,

keine soziale Not entsteht.

Noch ist kein Gesetz beschlossen.

Hausbesitzer Toedter will noch nicht sanieren.

Für ihn ist der Aufwand zu groß,

so lange seine alte Heizung noch funktioniert.

Dazu begrüße ich im Studio Dr. Matthias Sandrock,

Geschäftsführer und Mitbegründer des Hamburg Instituts.

Das berät und forscht im Energie- und Umweltsektor.

Guten Abend.

Ein Sorgenkind bei der Energiewende ist der Gebäudesektor.

Aber prescht Minister Habeck nicht zu schnell vor,

wenn das Aus für Gas- und Öl-Heizungen schon 2024 kommen soll?

Das Ziel der Klimaneutralität bei Gebäuden ist nicht neu.

Das hat das Verfassungsgericht auf 2045 festgelegt.

Eine Heizung läuft 20 oder 25 Jahre.

Also müssten wir jetzt fossile Heizungen beenden.

Klimaneutralität heißt,

dass wir keine fossilen Brennstoffe verfeuern.

Viele Verbraucher haben das Gefühl:

Diese Wende wird auf meinem Rücken ausgetragen

und fühlen sich im Stich gelassen.

Es geht nicht nur um den Klimaschutz.

Das Versorgungssystem muss resilienter aufgestellt werden.

Der Krieg in der Ukraine hat gezeigt,

wie riskant es ist, sich auf Erdgas zu verlassen.

Davon müssen wir weg.

Das ist sicherheitspolitisch für uns ganz wichtig.

Und auch kostentechnisch für die Verbraucher.

Auf lange Sicht ist es nicht nur die Investition, die teuer ist,

sondern es sind auch die Kosten für die Brennstoffversorgung.

Wärmepumpen sind auf Dauer billiger.

Macht es einen Unterschied, auf Wärmepumpen umzustellen?

Ja.

Es gibt auch die große Möglichkeit der Wärmenetze.

Dänemark hat sich seit Jahrzehnten befasst

mit Wärmeversorgung in der Zukunft.

Die haben 60 Prozent Wärmenetze.

Mit so etwas können wir Energiequellen effizient nutzen.

Viele Kunden möchten vielleicht von sich aus jetzt umsteigen.

Aber derzeit gibt es kaum Wärmepumpen.

Oder Leute, die es einbauen könnten.

Da reicht es nicht, wenn man es in der Politik so will.

Viele schauen dann in die Röhre.

Das ist nicht so explizit.

Man kann mit Gasheizungen in Hybridlösungen arbeiten.

Man kann auch in manchen Dingen fossile Heizungen einbauen.

Die Ausnahmen-Regelungen sind natürlich verwirrend.

Der Trend muss klar sein.

Es muss weg gehen von fossilen Energiequellen.

Wir brauchen neue Energie-Technologien.

Auch die Hersteller brauchen eine Sicherheit.

Die müssen wissen, welcher Markt in der Zukunft kommt.

Dann können die Unternehmen in neue Anlagen investieren.

Die Herausforderungen wird man lösen können.

Wir in Deutschland reden Dinge oft schlecht.

Aber man kann das schaffen.

In Norwegen hat man 60 Prozent Wärmepumpen.

Es funktioniert.

In Skandinavien werden vielleicht die Menschen besser mitgenommen.

Was muss Habeck tun, die Leute mitzunehmen?

Vielleicht hängt es am Staatsverständnis.

Wir haben viel mit skandinavischen Unternehmen zu tun.

Die Dänen sehen den Staat nicht als Gegner.

Die sehen so etwas als Gemeinschaftsaufgabe.

Bei uns ist ein Gesetz etwas, mit dem man gegängelt wird.

Da wird es als schlechte Lösung gesehen.

Aber wir brauchen klare Wege, auch für die Industrie.

Die müssen wissen, wie es in der Zukunft aussieht.

Wir nehmen an, dass es mit den Wärmepumpen klappt.

Wir finden Lösungen für die Probleme.

Wärmepumpen sind aber Stromfresser.

Wärmepumpen sind nur so gut wie der Strom.

Das kann nicht losgelöst werden

von erneuerbaren Energien in der Stromerzeugung.

Das soll bis 2030 deutlich besser werden.

Auch das ist eine große Herausforderung.

Aber es wurde vieles auf den Weg gebracht.

Auch gesetzlich.

Windkraftanlagen und Fotovoltaik soll vorangetrieben werden.

Das ist die Voraussetzung.

Das wird auch bei Flaute klappen?

Da bin ich zuversichtlich.

Die Elektrifizierung der Stromerzeugung hat geklappt.

Merkel sagte noch 2005:

Mehr als 20 Prozent Erneuerbare im Strom sei nicht möglich.

Früher sprachen Berater von 5 Prozent.

Aber wir sind bei 45, fast 50 Prozent.

Es hat geklappt.

Vielen Dank.

Es steht Aussage gegen Aussage:

Was geschah gestern im internationalen Luftraum

über dem Schwarzen Meer?

Unzweifelhaft ist nur,

dass eine US-Drohne dieses Typs abgestürzt ist.

Laut US-Luftwaffe erzwungenermaßen,

nachdem russische Kampfjets sie abgedrängt hätten.

Russland dementiert vehement, den Absturz verursacht zu haben.

Während die Aufklärung des Vorfalls läuft,

verdeutlicht er dies:

Die Spannungen zwischen Moskau und Washington

haben sich nochmals verschärft.

Das vergrößert auch die Sorge,

dass solche Zwischenfälle zu einer Eskalation führen können.

Sarah Schmidt.

Diese Simulation amerikanischer Medien

zeigt eine Version der Geschichte des Absturzes:

Russische Kampfjets umkreisen die amerikanische Drohne

mehr als 30 Minuten lang, sollen Treibstoff ablassen.

Einer der russischen Kampfjets

soll die amerikanische Drohne touchiert haben.

Wegen der entstandenen Schäden

lassen die Amerikaner die Drohne kontrolliert abstürzen.

So die US-Version.

Das Verteidigungsministerium aus Russland widerspricht:

Ich möchte betonen, dass die russischen Kampfflieger

keine Waffen benutzt haben.

Sie sind nicht in Kontakt mit der Drohne gekommen

und sind zu ihrer Basis zurückgekehrt.

Abgestürzt ist die Drohne über dem Schwarzen Meer,

südwestlich der Halbinsel Krim.

Ungewöhnlich sind Aufklärungsflüge von Drohnen in der Region

seit Kriegsausbruch nicht.

Auch nicht die Abfangmanöver von russischer Seite,

so das Pentagon.

Kriegstaktik, sagen Experten.

Es ist für die USA von Interesse zu wissen,

was die russischen Marineschiffe machen.

Mit diesen Informationen können sie die Ukraine unterstützen.

Etwa dabei, Bewegungen der Schiffe aus der Region heraus zu verfolgen.

Dass es nun aber zu einem Absturz gekommen ist,

belastet die russisch-amerikanischen Beziehungen.

Von aggressivem, riskantem und gefährlichem Handeln

der russischen Piloten spricht US-Verteidigungsminister Austin.

Es ist wichtig, dass Großmächte

Vorbilder in Sachen Transparenz und Kommunikation sind.

Die USA werden weiter dort Operationen durchführen,

wo internationales Recht es erlaubt.

Es obliegt Russland, mit ihren Flugzeugen

auf sichere und professionelle Art zu operieren.

Es sei wichtig, weiterhin miteinander sprechen zu können.

Denn die USA wollen die Ukraine weiter unterstützen

und Drohnen über dem Schwarzen Meer einsetzen.

Aber auch eine Eskalation mit Russland vermeiden.

Es bleibt ein Drahtseilakt.

Der Drohnen-Absturz war nicht die einzige Interaktion

zwischen einem NATO-Land und Russland gestern.

Über der Ostsee stiegen deutsche Eurofighter auf,

um einen russischen Kampfjet zu identifizieren: von Estland aus.

So etwas kommt regelmäßig vor.

Seit August übernimmt die deutsche Luftwaffe

die Luftraumüberwachung über dem Baltikum.

Das macht die NATO seit 2004.

Die baltischen Länder haben keine Kampfjets.

Aber im Ukraine-Krieg

hat der Schutz der NATO-Ost-Flanke besondere Bedeutung gewonnen.

Markus Preiß.

Das sieht doch heute ganz gut aus.

Keine Auffälligkeiten am Triebwerk, keine Risse,

keine Öllecks an der Hydraulik.

Kann ja einiges kaputtgehen bei einem Kampfjet.

Reifen verschleißen natürlich.

Beim Luftfahrzeug schneller als beim Auto.

Hauptfeldwebel S. geht sein Schätzchen ab.

Der Eurofighter ist eine Diva, sagt er.

Jeder Jet habe seine eigenen technischen Allüren.

Vom scharfen Blick des Fluggeräte-Mechanikers

hängt das Leben der Piloten ab.

Das hier sind Sensoren für Flugdaten.

Druck, Anstellwinkel sollten immer frei und sauber sein.

Denn es kann jederzeit losgehen in diesen Zeiten und an diesem Ort:

Ämari Air Base an der Ostflanke der NATO.

Weil Estland selbst keine Kampfflugzeuge hat,

starten hier die Bundeswehr und die britische Royal Air Force.

Immer dann, wenn sich über der Ostsee Flugobjekte nähern,

die nirgends angemeldet sind und auf Funk nicht reagieren.

Geisterflieger also.

Binnen 15 Minuten können wir alarmiert werden

und müssen dann einsatzbereit in der Luft sein.

Was die Piloten zu sehen bekommen, ist meistens das gleiche.

Hier handelt es sich um militärische Flugzeuge,

russische Flugzeuge in diesem Raum.

Wir sind erst ein, zwei Kilometer hinter dem Flugzeug

und nähern uns dann etwas an, um das Flugzeug genau zu erkennen.

Der Mann, der uns das sagt, ist einer der Piloten

und der Kontingentführer der Bundeswehr in Estland.

Christoph Hachmeister hat kein Verständnis

für die russischen Geisterflieger.

Die Top-Gun-Szenen, dass man sich wild umeinander dreht,

passiert hier nicht.

Man sieht die anderen Piloten.

Es gibt auch manchmal eine Antwort, dass einer die Hand hebt.

Ihre Befehle bekommen Hachmeister und Piloten

auf 15 anderen Flugplätzen aus Deutschland.

Uedem am Niederrhein:

Rund 100 Soldaten haben hier den NATO-Luftraum

nördlich der Alpen im Blick – von Island bis Estland.

Und simulieren für uns einen typischen Fall,

wobei sensible Daten auf den Monitoren ausgeblendet sind.

"Vorwarnung: Unbekanntes Flugzeug aus Kaliningrad,

vielleicht eine Su-27."

Das meldet der Operation Assistant aus Lettland.

"Lassen sie Ämari aufsteigen",

befiehlt der dänische Leiter des Gefechtsstands.

Kurz darauf heftet sich der Kampfjet an das Flugobjekt,

um den NATO-Luftraum zu schützen und zivile Flugzeuge vor Zusammenstößen.

Denn durch die Kampfjet-Begleitung

ist nun auch der Geisterflieger sichtbar.

Wenn Russland ohne Transponder fliegt,

heißt das normalerweise:

Sie können oder wollen nicht zeigen, wer unterwegs ist.

Wir wollen wissen: Ist das ein Transportflugzeug?

Ist das ein Kampfflugzeug? Ist das bewaffnet?

Mit welcher Art von Bewaffnung ist das unterwegs?

Christoph Hachmeister hat eine ganze Fotosammlung:

Transporter, Aufklärer, Kampfjets.

Werden Sie auch getestet, wie schnell Sie da sind?

Das ist eine gute Frage.

Das ist reine Spekulation,

wie die russischen Streitkräfte uns testen oder ausprobieren wollen.

Wir sind jederzeit bereit und in 15 Minuten in der Luft,

um den NATO-Luftraum zu schützen.

Zumindest bis April.

Dann ist nach neun Monaten Schluss für ihn und die Bundeswehr in Ämari.

Die Briten halten die Stellung.

Die deutschen Eurofighter werden in diesen Zeiten in der NATO

wohl schnell wieder gefragt sein: für die Streife über den Wolken.

In der Finanzwelt gab es lange kaum etwas,

das mehr Verlässlichkeit umwehte als ein Schweizer Bankkonto.

Doch selbst dieses Vertrauen lässt sich wohl erschüttern.

Schweizer Banken sind keine losgelöste Einrichtungen

in Bergtälern.

Sondern: international vernetzte Akteure.

Wenn einer der weltweit Größten ins Wanken gerät,

die Credit Suisse Bank, mit einem Rekord-Börsenverlust:

Dann erfasst die Verunsicherung auch andere im Banken-Sektor.

Nur Tage nach dem Kollaps der Silicon Valley Bank.

Droht ein Finanz-Krisen-Strudel wie nach der Lehman-Brothers-Pleite?

Oliver Feldforth.

Ausgerechnet am Züricher Paradeplatz steht sie,

die Zentrale der Credit Suisse.

Statt Glanz herrscht hier Krise.

Im Gegensatz zur anderen Schweizer Großbank UBS hatte sie weiter

im großen Stil auf risikoreiches Investmentbanking gesetzt.

Skandale und Krisen begleiten die Bank seit Monaten.

Der Kurs der Aktie fiel 2022 um 73 %.

Die Credit Suisse war schon in der Vergangenheit

als Sorgenkind angesehen.

Es ist eine Bank, deren Rechnungsprüfer sagte,

dass es Schwierigkeiten oder dunkle Stellen auf der Bilanz gibt.

Deswegen machen sich die Anleger jetzt Sorgen.

Die Großbank versucht zu beruhigen.

Das Management betont, die Bank sei gut kapitalisiert.

Dennoch könnte nach dem Kollaps der Silicon Valley Bank

die Verunsicherung der Finanzmärkte nach Europa schwappen.

So hat auch der deutsche Aktienmarkt deutlich nachgegeben.

Der DAX landet zum Börsenschluss bei einem Minus von mehr als 3 %.

Fragen dazu an unsere Finanzexpertin Anja Kohl

Die Zentralbank der Eidgenossen, die Schweizer Nationalbank,

stellte sich hinter die Credit Suisse.

Sie will bei Bedarf Liquidität zur Verfügung stellen.

Ist die Bank damit aus dem Gröbsten raus?

Ja.

Einen Tag haben sich die Schweizer Zeit gelassen.

Das war ein wichtiger Schritt.

Die Credit Suisse bleibt flüssig.

Viele Kunden werden wohl aus Verunsicherung Gelder abheben.

Es gibt Milliarden Mittelabflüsse.

Die Zentralbanl kann Milliarden an Geld zuschießen.

Das Risiko ist kleiner, dass sich andere Banken anstecken.

Die Credit Suisse ist systemrelevant.

Über die Zukunft der Bank sagt das noch nicht viel aus.

Schon vorher war die Bank ein Problemfall.

Sie ist jetzt gebrandmarkt.

Zweifel schwebt über dem ganzen Schweizer Finanzplatz.

Wie sehr müssen sich deutsche Bankkunden Sorgen machen?

Die Credit Suisse ist kein Einzelfall.

Die Kunden ziehen überall Gelder von den Banken ab.

Überall da, wo sie nicht wissen,

ob die Banken mit der Zinswende zurechtkommen.

Aber die deutschen Banken haben genug Kapital.

Es gibt keinen Zweifel, dass Mittel in Milliardenhöhe abfließen.

Morgen muss die EZB ein Zeichen des Vertrauens setzen.

Ich glaube, dass sie Liquidität zur Verfügung stellen wird.

Danke für die Informationen.

Es war ein langer Winter für Studierende,

Fachschülerinnen und -schüler in Deutschland.

Sie waren erst leer ausgegangen

bei der Unterstützung gegen die hohen Energiepreise.

Dann versprach die Bundesregierung im September doch Hilfe.

Von einer unbürokratischen Auszahlung war die Rede.

"Noch im Winter" werde der Zuschuss von 200 Euro ankommen.

In fünf Tagen ist es mit dem Winter kalendarisch vorbei.

Und die Energiepreispauschale gegen das Bibbern beim Büffeln?

Die kann seit heute beantragt werden.

Wie gut das funktioniert hat:

Christian Kretschmer und Andreas Fischer.

Das Geld auf der Mensakarte wird immer weniger.

Und auch hier steigen die Preise.

Mittagessen in der Mensa mit Freunden.

Für Studentin Sarah aus Trier ist das inzwischen Luxus.

Ich zahle für dieses Gericht vier 4 Euro - kann ich mir mal leisten.

Würde ich täglich hier essen gehen, wäre es zu teuer.

In ihrer Familie ist Sarah die erste, die studiert: Politikwissenschaft.

Mit BAföG und Kellnern im Nebenjob kommt sie auf 1200 Euro im Monat.

500 Euro gehen für die Miete drauf.

Größere Ausgaben kann sich die 24-Jährige nicht leisten.

Ich habe keine Sparmöglichkeit, um gut vorbereitet zu sein:

Auf das, was an Energiekosten kommt

oder wie die Inflation die Lebensmittelpreise erhöht.

Häufig bleibt bei ihr deswegen die Heizung aus.

Die Energiepauschale des Bundes braucht Sarah dringend,

sie hat lange darauf gewartet.

Heute kann sie endlich die 200 Euro über eine Plattform beantragen.

Zumindest theoretisch.

Ah ja, jetzt geht gar nichts mehr.

Es lädt nicht mehr ... Ah, nein!

Eigentlich soll der Online-Antrag

ein Vorzeigeprojekt für digitale Verwaltung sein.

Was heute bei Sarah und anderen Studierenden nicht funktioniert,

haben Bund und Länder über Monate entwickelt.

Zu langsam und planlos,

kritisiert der Dachverband der Studierendenwerke.

Man hat am 4. September gesagt, es gibt diese Hilfe,

wusste aber nicht, wie man es umsetzen soll.

Die Studierenden verlieren in dieser Zeit, in der sie warten müssen,

das Vertrauen in den Staat.

200 Euro Einmalzahlung reichen ohnehin nicht aus,

sagt Studentin Sarah.

An der Uni berät sie ehrenamtlich andere Studierende,

immer mehr wegen Geldsorgen.

Eine Studentin war bei mir, die geweint hat,

weil sie kein Geld mehr zur Verfügung hatte.

Rund ein Drittel der Studierenden

sind laut Statistischem Bundesamt armutsgefährdet - auch Sarah.

Verbände fordern bessere staatliche Hilfe, eine BAföG-Reform.

Studierende müssen dauerhaft aus der Armut geführt werden.

Bisher ist BAföG selbst im Höchstbetrag unter dem Bürgergeld.

Wer allerdings BAföG-berechtigt ist, hat keinen Anspruch auf Bürgergeld.

Das BAföG muss existenzsichernd ausgestattet werden.

Auch für Sarah wäre mehr BAföG eine große Entlastung.

Derzeit fühlt sie sich, wie viele Studierende,

von der Politik ziemlich alleingelassen.

Es gibt keine zweite Chance für einen ersten Eindruck,

heißt es.

Wo gilt das mehr als bei einem Date?

Selbst schönste Kerzenlicht-Romantik kann schwer übertünchen,

wenn man merkt: Es passt nicht.

Wer dann nicht einen Abend vergeuden will,

dürfte am Speed-Dating Gefallen finden.

In wenigen Minuten einen gemeinsamen Nenner finden - oder eben nicht.

Nächster, bitte!

Ein Prinzip, das sich auch Unternehmen zu eigen machen,

die Auszubildene suchen.

Denn den einen oder die eine zu finden,

scheint immer schwieriger zu werden.

Ihr Stand soll einen guten Eindruck machen.

Stefanie Beys und einer ihrer Azubis

erwarten mehrere Bewerber zum Speed-Date.

Die Personalerin weiß:

Unternehmen dürfen nicht allzu wählerisch sein.

Die jungen Leute schauen vielleicht auch mehr:

Passt das Unternehmen zu mir?

Ist es das, was ich wirklich machen möchte?

Da muss man als Unternehmen einiges in die Waagschale werfen,

um den guten Azubi zu bekommen, den motivierten Schüler.

Also sind heute eher Sie die Bewerberin? Ja, vielleicht.

Beim Speed-Dating in Düren entscheiden nicht die Unternehmen,

sondern die angehenden Azubis, mit wem sie reden.

Aus 50 Arbeitgebern suchen sie ihre Favoriten aus.

Laith Alkassar (19) hat ein klares Ziel:

Ich würde gerne Fachkraft für Lagerlogistik.

Das hat von beiden Seiten was, Handwerk, aber auch kaufmännisch,

dass man am Computer sitzt und die Sachen einträgt.

Lagerlogistik - eine Ausbildung,

die auch das Haustechnik-Unternehmen von Stefanie Beys anbietet.

Sie fahren Gabelstapler,

das wird auf jeden Fall eine Aufgabe von Ihnen.

Den Führerschein zahlen wir Ihnen.

Sie packen dann die Ware zusammen mit Ihren Kollegen

und machen die Touren fertig zu den Handwerkern auf die Baustelle.

Zehn Minuten dauert das Gespräch.

Und es geht schnell um einen wunden Punkt:

Der Realschulabsolvent hat schon zwei Ausbildungen abgebrochen.

Leider hab ich wieder 'ne Ausbildung angefangen habe,

diesmal als Kaufmann für Büromanagement.

Okay, vorher handwerklich, jetzt im Büro.

Genau, hat leider auch nicht geklappt.

Woran lag's da für Sie?

Für mich war das gar kein Problem.

Aber der Chef war nicht so zufrieden mit mir.

Diese Offenheit kommt gut an:

Er hat mir ehrlich gesagt,

die zweite Ausbildung hätte der Arbeitgeber abgebrochen.

Das hätte er mir auch anders verkaufen können.

Muss man sich mal unterhalten, wo da die Beweggründe lagen.

Aber ein Hinderungsgrund seien abgebrochene Ausbildungen nicht,

wichtiger sei die Motivation.

Für Laith Alkassar geht es schon zum nächsten Date,

diesmal mit einem Konservenhersteller.

Insgesamt fünf Unternehmen trifft er, mehr ist wohl auch nicht nötig.

Wir würden uns gerne Ihre Kontaktdaten aufschreiben.

Alle seine Gesprächspartner wollen in Kontakt bleiben.

Der 19-Jährige ist wie viele Bewerber heiß begehrt.

Es ist ein schönes Gefühl und motivierend.

Das fühl ich gerade so.

Bei den Arbeitgebern ist die Stimmung weniger euphorisch.

Immer wieder bleiben Bewerberstühle leer.

Die Haustechnik-Firma hatte nur vier Gespräche,

denkt schon über neue Wege nach.

Wir setzen mehr drauf, an die Schulen zu gehen

und da Werbung zu machen, das Berufsbild zu erläutern.

20 Ausbildungsplätze hat die Firma ab August zu vergeben,

knapp die Hälfte ist noch unbesetzt.

Schon eine Stunde vor Ende der Veranstaltung

packt die Ausbildungsleiterin enttäuscht ihre Sachen.

Immerhin:

Die Kandidaten, die da waren, seien klasse gewesen.

Weitere Nachrichten jetzt mit dir, Susanne.

Und da blicken wir auf die Zukunft der Wasserversorgung in Deutschland.

Das Kabinett hat eine Nationale Wasserstrategie beschlossen:

Um die Trinkwasserversorgung in Deutschland

langfristig zu gewährleisten und das Grundwasser zu schützen.

Der Entwurf von Umweltministerin Lemke enthält 80 Maßnahmen.

Sie sollen dafür sorgen, dass das Trinkwasser auch 2050

gesund und erschwinglich sei.

Industrie und Landwirtschaft müssten dafür ihren Wasserverbrauch

und ihre Bewässerungssysteme an Klimaveränderungen anpassen.

Auch Schutzmaßnahmen vor Hochwasser, Starkregen und Hitze

sind Teil der Strategie.

Nach heftigen Regenfällen im Südosten der Türkei

kamen mindestens 14 Menschen bei Überschwemmungen ums Leben.

Weitere fünf werden noch vermisst, so der türkische Innenminister Soylu.

Er rief dazu auf, sich von Flussbetten fernzuhalten.

Die Region wurde vor rund fünf Wochen

durch ein schweres Erdbeben erschüttert.

Auch Notunterkünfte und Zelte wurden überflutet.

In Neapel läuft in diesen Minuten

das Champions-League-Achtelfinale- Rückspiel gegen Eintracht Frankfurt.

Im Vorfeld der Partie kam es zu schweren Krawallen.

Teils vermummte Hooligans randalierten in der Altstadt

und verwüsteten Lokale.

Polizisten wurden mit Stühlen und Tischen attackiert,

Bengalos geworfen, ein Streifenwagen brannte aus.

Die italienischen Behörden hatten verboten,

Tickets an Frankfurt-Fans zu verkaufen.

Die Vjosa in Albanien gilt schon lange als etwas,

das es zu schützen gilt.

Denn sie gilt als der letzte ungezähmte Wildfluss Europas.

Doch Bauvorhaben drohten,

in das Idyll und die Natur einzugreifen.

Viele Institutionen kämpften dagegen - mit Erfolg.

Stattdessen will die albanische Regierung

Und so mehr Tourismus in die Region bringen.

Die Vjosa entspringt in Griechenland

und verläuft über 300 Kilometer nach Albanien bis zur Adria.

Nikolaus Neumaier hat spektakuläre Bilder mitgebracht.

Die Vjosa in Albanien.

Der Fluss fließt wild,

fast unreguliert von der Quelle bis zum Meer.

Spektakulär auch die Nebenflüsse.

Benca oder Shushica haben tiefe Schluchten gegraben.

Hier entsteht jetzt der erste Wildfluss-Nationalpark Europas.

Die albanische Regierung hat lange mit sich gerungen,

ob sie Wasserkraftwerke genehmigen will oder die Natur erhalten.

Heute endlich feierliche Bekanntgabe.

Premierminister Edi Rama an der Vjosa:

Seine Erwartung: Der Nationalpark soll den Tourismus ankurbeln.

Fakt ist, Nationalparks bringen 20 Prozent mehr Touristen.

Es ist ein super Tag, aber auch eine große Herausforderung.

Es braucht jetzt neue Infrastruktur.

Touristen könnten vielleicht auch bei ihr unterkommen.

Mira betreibt im Vjosa-Tal eine kleine Pension.

Seit zehn Jahren lebt sie vom Tourismus,

sie ist am Fluss aufgewachsen und hat jahrelang für die Vjosa gekämpft.

Die ganze Gemeinde hat Petitionen unterschrieben.

Wir haben protestiert, so viel wir konnten.

Mithilfe anderer haben wir den Bau von Staudämmen verhindert

und es geschafft, dass die Vjosa zum Nationalpark erklärt wurde.

In den letzten Jahren haben Wissenschaftler immer wieder

die Artenreichtum dokumentiert, wie hier am Nebenfluss Benca.

In Deutschland oder Österreich im alpinen Raum

sieht man Abschnitte von Flüssen, so wie hier.

Aber die Verbundenheit des ganzen Flussnetzwerkes

gibt es einmalig nur noch hier.

Der Benca-Canyon:

Auch in dieser Schlucht haben Forscher

die besondere ökologische Vielfalt nachgewiesen.

Die wichtigsten Indikatoren im kalten Wasser: Kleinstlebewesen.

Von Eintagsfliegen,

die für sauberstes Wasser kennzeichnend sind.

Dass die Vjosa jetzt Nationalpark ist, bedeutet,

es wird keine Kraftwerke oder Staudämme mehr geben.

Wie sie hier einmal geplant waren und das Tal zerstört hätten.

Die Menschen am Fluss sollen weiter

ihr traditionelles Leben führen können - wie bisher.

Von traumhaften Natureindrücken zum traumhaften Wetter?

Claudia, wie wird's?

Die nächsten Tage werden frühlingshaft.

Heute gab es zum Teil noch Schneefall.

Das ändert sich.

Es bleibt trocken.

Der März war viel zu nass.

Hier sieht man viel Regen.

Der Sonntag wird verbreitet regnerisch.

Im Südosten der Türkei gab es starke Regenfälle.

Bei uns wird es sonnig und auch wärmer.

Am Freitag wird es bis zu 20 Grad warm in Stuttgart.

Dann geht es etwas runter.

Wir liegen über dem, was zu erwarten ist.

Nachts kann man die Sterne sehen.

Morgen früh gibt es neue Wolken einer Warmfront.

Die bringt aber kaum Regen.

Nach Süden hin bleibt es sonnig.

In der Nacht steigen die Temperaturen von Westen an.

In den nächsten Tagen wird es sonnig.

Samstag gibt es Schauer.

Vielen für die Aussichten.

Das waren die tagesthemen.

Hier empfängt jetzt Sandra Maischberger ihre Gäste,

darunter Finanzminister Christian Lindner.

Die nächste tagesschau informiert Sie im Anschluss um 0.05 Uhr.

Und wir sehen uns morgen Abend wieder.

Tschüss und bleiben Sie zuversichtlich.

Copyright Untertitel: NDR 2023

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den Tagesthemen.

Heute im Studio Ingo Zamperoni und Susanne Daubner.

Guten Abend, willkommen zu den Tagesthemen.

Guten Abend.

Fangen wir doch mal mit einer guten Nachricht an.

Die kommt vom Bundesumweltamt.

Das berichtet, Deutschland hat sein Klimaziel für das vergangene Jahr 2022 geschafft.

Heißt, Deutschland hat insgesamt weniger Treibhausgase ausgestoßen als im Jahr zuvor.

Ein leichter Rückgang nur von 1,9 %, aber immerhin, könnte man meinen.

Doch bei genauerer Betrachtung löst sich jegliche Euphorie darüber in Rauch auf.

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