Frau Bundeskanzlerin, das 500-jährige Reformationsjubiläum wird am 31. Oktober, also nächsten Dienstag, seinen Höhepunkt erreichen.
Für uns am Lehrstuhl für Kirchengeschichte, die wir Luther- und Reformationsforschung intensiv betreiben, ist das natürlich ein großer Tag. Mich würde interessieren:
Was bedeutet Luthers Reformation und der diesbezügliche Feiertag für Sie persönlich? Ich bin ja in einem protestantischen Pfarrhaus aufgewachsen,
und natürlich wäre das nicht möglich gewesen ohne Martin Luther und die Reformation. Ich glaube, dass dieser Tag ein sehr wichtiger Tag ist, weil er uns die Gelegenheit gibt,
und das ja schon das ganze Jahr und auch davor, noch einmal nachzudenken, was die Reformation an Veränderung gebracht hat.
Es war ja so, dass durch die Reformation natürlich Vieles gesellschaftspolitisch in Gang gekommen ist.
Die Reformation ist undenkbar ohne die Erfindung des Buchdrucks. Das heißt, die Kombination von der Übersetzung der Bibel ins Deutsche
plus der Verfügbarkeit von Gedrucktem hat natürlich zu einer Verbreitung der christlichen Lehre geführt, aber damit auch zu einer Emanzipation. Und das hat sich ja dann auch in vielerlei Hinsicht manifestiert.
Also einmal darüber nachzudenken, was vor 500 Jahren in Deutschland und auch in Europa durch Luther, durch die Reformation
und durch die neuen technischen Möglichkeiten passiert ist, das lohnt sich, um auch unsere Zeit besser zu verstehen.
