Wir befinden uns im frühen Mittelalter. Der Großteil aller Menschen lebt auf dem Land, und arbeitet in landwirtschaftlichen Berufen.
Ihr Alltag richtet sich nach den Tageszeiten und dem Wechsel der Jahreszeiten. Sie kennen keine präzise Zeitmessung, und ihre Zeitrechnung bezieht sich meist auf die Regentschaftsjahre ihres jeweiligen Herrschers.
So rechneten die Menschen bereits seit geraumer Zeit. Die landwirtschaftliche Arbeit richtet sich nach den Wachstumszyklen der Pflanzen, so unterscheiden sich Arbeitstage im Sommer und im Winter drastisch.
So etwas wie die Uhrzeit ist den Menschen fremd. Sie erleben Zeit eher als einen Kreislauf, und nicht wie etwas Lineares, Voranschreitendes.
Heute ist eine Welt ohne Stunden, Minuten und Sekunden für uns kaum vorstellbar. Doch wie kam es zu der akribisch genauen, standardisierten Zeitmessung nach der wir heute leben?
Auch wenn die Menschen im Früh- und Hochmittelalter nach dem von der Natur vorgegebenen Kreislauf lebten, heißt das nicht, dass uns die Zeit bis dahin nie beschäftigt hat.
Früh erkennen die Menschen, dass bestimmte Ereignisse wie Tierwanderungen und Wetterbedingungen in Zyklen stattfinden. So beginnen die ersten Bauern schon vor vielen tausend Jahren damit, Kalender für landwirtschaftliche Zwecke zu entwickeln.
Die Forscher glauben, dass jungsteinzeitliche Bauten wie Stonehenge möglicherweise dazu genutzt wurden, um Ereignisse wie die Sonnenwende und die Tag-Nacht Gleiche, also den Zeitpunkt an dem Tag und Nacht gleich lang sind, exakt zu bestimmen.
Diese Informationen waren wichtig, um das Saatgut zum richtigen Zeitpunkt auszustreuen. Die Ägypter haben bereits 2200 v. Chr. einen Kalender mit 365 Tagen, unterteilt in 12 Monate mit 30 Tagen, basierend auf den Mondzyklen.
Das Jahr der Ägypter orientiert sich an der Nilschwemme, ein für sie sehr bedeutendes Ereignis. Besonders für die Bauern ist neben dem lebenswichtigen Wasser, der Nilschlamm essentieller Dünger für die Felder.