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Liebesschlösser

Ein Ring, ein Gedicht, ein RosenstraußLiebesbeweise können ganz unterschiedlich sein. Nun hat sich in europäischen Städten ein Brauch durchgesetzt, bei dem sich Paare die ewige Liebe schwören.

Köln zeigt sich nicht von seiner schönsten Seite: Es ist windig, es ist grau. Alle zwei Minuten fahren Intercity- und Güterzüge sowie S-Bahnen über die Hohenzollernbrücke. Ist das ein Ort der Liebe und der Romantik? Ja und wie! Mehr als 40.000 kleine Liebesbeweise hängen an dem Zaun, der die Schienen vom Fußweg über die Rheinbrücke trennt. Es sind Vorhängeschlösser, die verliebte Paare dort festgemacht haben. Diese Schlösser heißen so, weil sie vor etwas gehängt werdenzum Beispiel vor Türen oder vor Schatullen. Sie dienen normalerweise zum Schutz vor Einbrechern oder vor Dieben. Der Bügel des Schlosses rastet ein und kann nur noch mit Hilfe eines Schlüssels geöffnet werden. Liebespaare befestigen die Vorhängeschlösser an Zäunen oder Brückengeländern und werfen die Schlüssel ins Wasserals Zeichen ewiger Liebe und Treue. Und täglich kommen neue hinzu. Auch Kim und Karina wollen heute ihr Schloss anbringen:

Es ist einfach ein schönes Zeichen, es verbindet viele Leute mitnander, ja und ein schönes Symbol einfach. / Ich hab das schon vor längerem gesehen, schon vor einigen Jahren, aber er ist der erste, mit dem ich da ein Schloss anbringen möchte.“

Martina und Conny, Roman und Jessy, Motte und Franco. Auf den allermeisten Liebesschlössern haben sich Pärchen mit ihrem Namen verewigt. Andere schreiben poetische Sätze darauf wie zum Beispiel: Und Liebe wagt, was irgend Liebe kannoderDas Glück ist das einzige, was sich verdoppelt, wenn man es teilt“. Kim und Karina haben auf ihrem Schloss nur ihre Namen eingravieren lassen:

Ganz simpel, mehr brauchen wir nicht. / Hast du ein Datum drauf machen lassen? / Nein. / Nein? / Nein. / Okay. / Nein, warum denn ein Datum, ist doch für ewig. / Stimmt. Okay. / Is' doch egal. Also passt jetzt, und mehr brauchen wir nicht auf dem Schloss.

Karina hat kein Datum eingravieren lassen, weil das Schloss ja schließlich für ewig ist. Die Redewendung für ewig ist eine umgangssprachliche Abkürzung vonfür die Ewigkeit“. Und Kim und Karina wollen ihr Schloss ganz simpel haltendas bedeutet, sie wollen es nicht wie andere Liebespärchen verzieren. So ist ein Schloss mit bunten Strasssteinen und Glitzer beklebt, ein anderes mit Kunstrasen und einem Plastik-Gänseblümchen. An einem anderen hängt auch noch ein Schnuller, um die Geburt von René und Tim mitzuteilen. Einem anderen Liebespärchen war ein einfaches Schloss anscheinend auch nicht genug: Eine große Plakette in Herzform sorgt jetzt für die maximale Aufmerksamkeit. Bei den Passanten kommen die Schlösser gut an:

Ja ishalt ganz cool, dass man dann hier so einen Zaun hat, wo ganz viele Leute ihr Schloss dran hängen und es sieht einfach echt cool aus. / Es istne schöne Geste irgendwie und ein Zeichen der Liebe. / Total schön. Sehr schön. Schön bunt, schöne Erinnerungen, einfach schön. / Super. Es ist bunt, es ist farbig, es ist nachhaltig. Wir in der Schweiz haben zum Beispiel einen Platz, den man so machen konnte mit Pflastersteinen, wo jeder einen Pflasterstein mit seinem Namen drauf schreiben konnte und den kaufen konnte, um so einen Platz zu machen. Und das erinnert mich stark an das.“

Für die Passantin aus der Schweiz sind die Vorhängeschlösser nachhaltig. Sie will damit sagen, dass sie eine dauerhafte Wirkung haben, nicht nur für die Liebenden selbst. Auch Menschen, die daran vorbeigehen, erfreuen sich an den gegenseitigen Liebesbeweisen anderer. Manche finden esin der Jugendsprache ausgedrücktganz cooloder gesteigertecht cool. Doch nicht jedem gefällt diese Schlossromantik. So hat ein unromantischer Mitmensch auf einige Schlösser mit schwarzem Filzstift das WortOrdnungswidrigkeitgekritzelt. Er sieht darin einen Verstoß gegen Recht und Ordnung. Ein Zaun ist zum Schutz da und nicht, um ihn mit Liebesschlössern zu verunstalten. Mancher Passant stimmt dem zu:

Muss nicht sein. / Blöd! Weil dann weiß man, dass man in die verliebt ist.“

Ihren Ursprung haben die Liebesschlösser nicht in Köln, sondern in Italien. Lucchetti damoreheißen sie dort. Forscher vermuten, dass der Brauch aus Florenz kommt. Aber auch in Rom sind an vielen Brücken Schlösser angebracht. Von Italien aus hat sich der neue Brauch in ganz Europa verbreitet. So bringen auch in der lettischen Hauptstadt Riga Verliebte ihre Schlösser an einer Brücke in der Nähe des Freiheitsdenkmals an. Eins ist aber in allen Ländern gleichnach dem Verschließen werden die Schlüssel in den Fluss geworfen:

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