"Ein..." Nee, keine Sorge. Ich sing jetzt nicht die Nationalhymne. Auch wenn ich das vielleicht etwas besser machen würde als so mancher Fußballer.
Die meisten schweigen ja, wenn die Hymne läuft. Aber alles, was ihr wissen müsst zu unserer Nationalhymne, das gibt's jetzt, ganz ohne Gesang.
Was würden wir heute machen, wenn wir anstelle der Liberalen im 19. Jahrhundert wären und für einen geeinten, demokratischen deutschen Nationalstaat mit Garantie der Bürgerrechte Stimmung machen wollten?
Wir würden uns wahrscheinlich eine Facebook-Seite einrichten und unsere Mitstreiter über WhatsApp auf dem Laufenden halten. Wir würden Videos bei YouTube posten und so weiter und so fort. All diese Möglichkeiten hatten die Leute damals aber logischerweise nicht.
Ganz im Gegenteil: Dank der Karlsbader Beschlüsse - dazu verlink ich ein anderes Video, findet ihr, wenn ihr aufs "i" klickt - dank dieser Beschlüsse dürfen die Bürger sich damals nicht einmal öffentlich über Politik unterhalten.
Zeitungsartikel oder Bücher, die einen Nationalstaat fordern, sind auch verboten. Deshalb brauchen sie andere Mittel. Etwas, was den Menschen immer wieder die Überzeugungen und Forderungen, für die man eintreten will, in Erinnerung ruft.
Und was auch das Gefühl anspricht. Das ideale Werkzeug dafür ist: ein Lied. Lieder, die man leicht lernen kann, die einfach zu singen sind und die eine Botschaft übermitteln.
Wenn man gemeinsam singt, dann kann man sich auch gegenseitig stärken. Diese Lieder arbeiten viel mit Symbolen. Und eines der wichtigsten politischen Lieder der deutschen Geschichte, das kennt jeder, denn es ist unsere Nationalhymne: "Das Lied der Deutschen".
Die Melodie ist damals sehr bekannt. Denn es handelt sich um die österreichische Nationalhymne, komponiert von Joseph Haydn im Jahr 1797. Der Text stammt von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben.
Die erste Strophe wird heute nicht mehr gesungen, denn da heißt es "Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt". Ursprünglich wollte Hoffmann von Fallersleben damit sagen, dass nicht die einzelnen Staaten im Deutschen Bund und die Herrscher in diesen Staaten das Vaterland der Deutschen sind, sondern ein neuer deutscher Nationalstaat.