Sommer 1941: Eine Massenerschießung von Juden an der Ostfront. Mobile Mordkommandos der Polizei und der SS ziehen von Ort zu Ort und erschießen Männer, Frauen und Kinder.
Von Angesicht zu Angesicht. Rund zwei Millionen Menschen werden auf diese Weise ermordet. Was erschreckend ist: Die Schützen mussten nicht schießen, sie konnten auch verweigern.
Wer den Mut besaß und sagte: "Ich kann nicht schießen", galt vielleicht als Feigling oder erhielt einen negativen Akteneintrag, wurde aber sonst nicht härter bestraft. Wer also sind diese Männer? Was trieb sie an? Und was passierte mit den Massenmördern nach dem Krieg?
Es geschah am helllichten Tag, abseits von Dörfern und Städten, mit Gewehren und Pistolen. Mobile Mordkommandos sollen im Osten die nationalsozialistische Politik umsetzen, alle Juden zu töten.
Die meisten Menschen verbinden mit dem Holocaust Gaskammern und Konzentrationslager. Dass dem ein „konventioneller“, aber nicht weniger grausamer Genozid voranging, ist bis heute wenig bekannt.
Daher sprechen Historiker auch von dem „vergessenen Holocaust“. Der Massenmord beginnt im Sommer 1941. Deutsche Truppen überfallen die Sowjetunion.
Die Mordkommandos folgen den deutschen Truppen und erschießen vor allem Juden: Männer, Frauen und Kinder. Es ist der Beginn des Holocaust. Gemordet wird auch in Polen.
Erst später werden die Vernichtungslager wie Auschwitz-Birkenau gebaut. Der Massenmord soll „industriell“ erleichtert und anonymisiert werden. Auch, weil das Erschießen eine große psychische Belastung für viele Täter ist.
Das Regime weiß, was es den Männern abverlangt. Ein hoher SS-Führer verweist im Sommer 1941 auf die „seelische Betreuung der bei dieser Aktion beteiligten Männer“. Die „Eindrücke des Tages“ seien „durch Abhalten von Kameradschaftsabenden zu verwischen“.
Bis zu zwei Millionen Menschen werden in Polen und der Sowjetunion auf diese Weise ermordet. Das heißt: Viele der Holocaust-Opfer wurden erschossen. Die Täter sind „Handwerker“ des Todes.
